


Ich sitze mit einem lauwarmen Kaffee an meinem Schreibtisch.
Von draußen höre ich die Jubelschreie der Kinder, die mit sämtlichen Fahrzeugen das Haus umzingeln.
Manchmal werde ich gefragt, wann ich schreibe.
Mittendrin.
Mitten im Chaos und den unfertigen Dingen.
Mitten im Lärm und mit vielen Unterbrechungen.
Mitten im Alltag.
Woher kommen die Themen?
Sie liegen oben auf.
In meinem Herzen und meiner Seele.
Ich musste bis jetzt nichts suchen oder mich zum Schreiben zwingen.
Ich schreibe über das Leben. Mein Leben.
Über Gefundenes und Verlorenes.
Über Sehnsucht.
Über den Glauben an Gott, der mich trägt auf dem stürmischen Lebenswasser.
Das Leben ist voll.
Oft zu voll.
Meine Gedanken gleichen oft einem Wimmelbild und oft denke ich, dass das Schlafengehen so wertvoll ist. Denn sonst würde es wohl nie aufhören zu wimmeln. In mir.
Ich merke, dass er sich verändert.
Mein Glaube.
Spüre, dass wir beide – Gott und ich eine neue Etappe beschreiten.
Sie ist so anders.
Nicht geprägt von bewusst gesetzten heiligen Zeiten.
Sondern vom Hier und Jetzt.
Darüber schreibe ich oft auf Instagram.
Teile Schnipse aus meinem Alltag.
Diese Etappe ist nicht geprägt von wahnsinnig tiefgehenden neuen Erkenntnissen.
Es ist eine Etappe auf dem Boden der Tatsachen.
Eine mit ganz viel Alltag, Scherben und Enttäuschungen.
Ernüchterung über manche Zustände meines Lebens.
Eine laute, bunte, voller Menschen und vielen Kinder, die unser Haus zum Wimmeln bringen.
Eine mit Tränen der Erschöpfung.
Fragen, die keine schnelle Antwort finden.
Und weißt du was.
Ich spüre da ist ein heiliger Raum.
Er ist da, wo ich bin.
Gott im Hier und Jetzt.
Noch nie habe ich das so intensiv wahrgenommen, wie in dieser dichten Etappe meines Lebens.
Ich habe aufgehört mir irgendwelche nicht umsetzbaren Rituale zu verschreiben, die mich in die Nähe Gottes bringen.
Ich vertraue darauf, dass er mit mir ist, wenn ich meinen ersten Kaffee am Morgen trinke und die wenigen Minuten ganz allein genieße.
Ich rede mit ihm zwischen kochenden Nudeln und beim Aufwischen von ausgeschütteter Milch.
Ich begreife sein Nahe sein im Ansehen des Apfelbaums, der vor unserem Haus steht. Die Apfelblüte ein echtes Stück Auferstehung für mich.
Ich spüre ihn in Menschen.
Menschen, die mich sehen, wahrnehmen. Mich ermutigen und hinterfragen.
Letztlich glaube ich, dass er wirklich überall ist, wo wir leben.
Durch alles hindurch.
Am Sarg eines geliebten Menschen.
Im Wartezimmer beim Arzt.
In schlaflosen Nächten.
Unterwegs.
Im Konflikt und in einer Umarmung.



Ich habe mich während meiner Ausbildung viel mit verschiedenen theologischen Fragestellungen beschäftigt und habe den Eindruck….es reduziert, fokussiert sich auf ganz wenige Dinge, die mir so dermaßen existenziell wichtig sind.
Gott im Hier und Jetzt ist mir Trost und Freude zugleich.
Hoffnung.
Perspektive.
Deshalb schreibe und rede ich so oft davon.
Wünsche mir, dass wir teilen, wo wir ihn erleben und finden. Und zumeist wohl von ihm gefunden werden.
Was könnte uns das entlasten. Wenn wir doch mal wieder in einen frommen Stress verfallen, der uns sagt: „Es ist nicht genug…. Du musst doch mehr …“
Wie könnten wir durchatmen, wenn das wirklich in unser Herz sickert.
Ich bin da – und du bist auch da. Das reicht.
Dieses einfache Gebet bete ich oft.
Wenn ich überfordert bin.
Wenn mein Herz rast und ich nicht zur Ruhe komme.
Wenn meine Welt zu viel und zu laut ist.
Ich bin da.
Mit dem, was da gerade ist.
Du Gott, bist auch da.
Mit allem, was du bist.
Das ist genug.
Amen
Alltagsschnippsel
* Ich bin ein Mensch, der die Nähe Gottes auch ganz praktisch erfahren will. In der Corona Zeit haben wir als Familie begonnen miteinander das Abendmahl zu feiern. Wir haben in sehr einfachen Worten unseren Kindern erzählt, dass Jesus uns nah ist, wenn wir teilen. Das er nah ist, wenn wir uns an ihn erinnern. Wir teilen Brot und Saft. Und werden wundersam gestärkt.
Ich habe schon viele theologischen Debatten geführt, ob das denn angebracht ist, dass Kinder am Abendmahl teilnehmen.
Ich bin mir sicher, das ist es.
Wir tun es und erleben ein Stück sichtbare Nähe Gottes. Es ist ganz unaufgeregt und ganz einfach. Wir teilen Brot uns Saft. Sprechen einander etwas gutes zu. Vertrauen, dass das reicht.

* Ich liebe die Zeit im Garten.
Endlich explodiert alles.
Endlich säen wir Karotten, Radieschen und Salat. Rote Beete und Kresse.
Endlich wird es wieder wärmer und es ist als würden sie alle herauskriechen, die Pflanzen aus der dunklen Erde.
Wir versuchen es, recht einfach zu halten.
Was wird das wird. Was nicht, eben nicht. Oder wir versuchen es noch einmal.
Es ist so schön, gemeinsam mit den Kindern dieses Wachsen zu beobachten.



* Wir lieben unsere kleinen Fluchten in den Wald.
Dort atmen wir alle durch.
Und auch hier denke ich so oft.
Er ist da.
Im Rauschen der Bäume.
Im Zwitschern der Vögel.
In der klaren Luft, die uns allen so guttut.



Und so oft finden wir Schätze. Oder besser meine Kinder finden sie. Hosentaschen werden voll gepackt nach dem Motto: „Nimm mit was geht“. Und zu Hause haben sie dann Ideen, was man damit machen kann. Ich schmunzle oft, denn zur Not schüttet man mir etwas auf den Tisch und sagt: „Mama, dass ist Deko. Bei einer unserer letzten Spaziergänge haben wir Schneckenhäuser gesammelt. Schaut mal, was aus ihnen geworden ist.



Leseecke
Ein Künstler, der mir in den letzten zwei, drei Jahren Worte geschenkt hat wie kein anderer ist Jonnes. So oft haben mich seine Lieder getröstet. Haben etwas in mir zum Klingen gebracht. Ich habe mich so verstanden gefühlt. Seine Texte weit weg von der Oberfläche. Tiefgründig und suchend.
Sein Album Psalm 2022 ist auch als Buch erhältlich. Darin sind die Texte seiner Lieder und Gedanken dazu. Es lohnt sich so sehr.
Ich zitiere einen Abschnitt, der so gut zum Thema des Blogs passt…
„Mein Glaube ist kein Ausstrecken nach einem distanzierten Gott, hoch auf einer Wolke sitzend, den ich erreiche, wenn ich mir das Goldene Ticket für das große Finale sichere.
Ich glaube an einen Gott, der unbegreiflich groß und unfassbar nah im Hier und Jetzt ist, der dich gut gemacht hat, wie du bist und uns durch seine Liebe befähigt, liebend zu sein.
Mein Glaube ist kein Weg zur Gnade, sondern ein Weg aus Gnade. Ich bin gefunden.
…
Ich wünsche mir, dass wir durch den christlichen Glauben die Grenzen in der Gemeinschaft abbauen. Denn viel zu oft geht es in frommen Kontexten eher darum zu entscheiden, wer drinnen und wer draußen ist. Doch Gott ist auf der Seite derer, die ausgegrenzt werden. Jesus hat die Grenzen abgerissen – nicht, damit wir neue bauen. Hüten wir uns also vor der Überheblichkeit und üben wir einander so zu begegnen, wie Jesus uns begegnet. Auf Augenhöhe.“
Ganz große Empfehlung, durch seine Texte zu schmökern und seine Lieder zu hören. Sie haben mich zutiefst berührt und tun es immer noch.

Ein zweites Buch, dass ich gerne empfehlen möchte ist:
Das Familien- Wimmel- Glauben- Entdecken Buch. Herausgeberin ist Daniela Mailänder, die mit und für Kirche Kunterbunt arbeitet.
Der Gedanke, der hinter diesem Buch steckt, ist so wundervoll.
Mitten im Familienalltag treffen sich Familien. Zwei oder drei.
Ohne großen Aufwand wird miteinander gepicknickt – ob bei einer Tüte Chips oder einem kleinen Buffet ist ganz egal.
Wichtig ist die gemeinsame Zeit miteinander.
Im Gemeindealltag werden Kinder und Erwachsene oft getrennt und sind in ihrem eigenen Programm. Hier geht es darum einen Ort zu schaffen, an dem Kinder und Eltern miteinander ins Gespräch kommen und zwar mit Themen aus dem Leben, die mit dem Glauben verbunden werden.
Es geht um Krach.
Um Traurigkeit und dem dunklen im Leben.
Es geht um das Miteinander als Familie
Um den Normaloalltag und um Goldrandmomente.
Kleine Impulse laden dazu ein, miteinander im Gespräch zu sein.
Es wird gespielt und gebastelt und keine Sorge für alle die tief durchatmen, mit Dingen, die man sowieso meist zu Hause hat.
Es gibt Impulse für kleine Gebete und einen Abklatschsegen.
Beiliegend zum Buch ist ein Wimmelbild, auf dem sich alle Teilnehmenden immer wieder einordnen können.
Die Impulse sind Angebote. Nichts muss, aber viel kann.
Ich finde es eine so wundervolle Idee und möchte es gerne ausprobieren. Ich werde bei Gelegenheit davon erzählen, was wir als Familie damit erlebt haben.

Danke, für euer Interesse bis hierhin.
Helft mir doch gerne, dass noch andere Menschen diesen Blog finden, indem ihr teilt und weitergebt. Ich freue mich auch sehr über Rückmeldungen, Kommentare. Herzlich willkommen.
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